Jahrbuch für Salzgeschichte

Volume 15/16 - 2023

Entre transmission de savoir, innovations et sabotages :
Les débuts des mines et salines du Pays de Vaud au fil du Sentier du Sel

Sandrina Cirafici et Pierre-Yves Pièce

Pages 47 à 106

Résumé également disponible en français !

ISBN 978-3-85093-413-8

Berenkamp Buch- und Kunstveralg A-6112 Wattens

Zusammenfassung

Als Niklaus von Graffenried im Jahr 1554 die erste Salzquelle der Schweiz im Gebiet des im aktuellen Waadtländischen Chablais gelegenen Ollon entdeckt, stehen die Kenntnisse über die Struktur eines Salzberges, die Entstehung des Salzes und den Verlauf der Quellen noch in den Anfängen.

Die Berner, die die Region (« Gouvernement von Aigle ») regieren und über keinerlei Sachwissen verfügen, beauftragen 1558 Jacob Krabatar aus Seckingen, die ersten Galerien in Panex über Ollon zu graben. 1566 bewilligen Ihre Exzellenzen von Bern Caspar Seeler, Bürger von Würzburg und Salinenspezialist, eine Konzession mit der Bedingung, ihnen ein Zehntel seiner Produktion abzuliefern.

Während ca. 120 Jahren übernehmen verschiedene Mitglieder der protestantischen Elite von Augsburg die Entwicklung und Ausbeutung der Minen und Salinen des Gouvernement von Aigle. 1568 lässt Seeler bei der Saline von Panex Gradierwerke bauen die zu den Ersten in ganz Europa zählen, noch lange bevor ihre Verwendung in Deutschland weit verbreitet war. Ab 1576 übernehmen die Zobel von Augsburg die Ausbeutung. Ihnen verdanken wir zwischen 1576 und 1582 den Bau in der Ebene der Saline von Roche und der Saline von Bevieux um 1680. 1684 ziehen sich die Zobel endgültig zurück. Die Berner nationalisieren den Betrieb der seit seinen Anfängen rentabler geworden ist.

1765 publiziert der Berner Albrecht von Haller nach dem Ende seines Mandats den ersten Bericht über die Minen und Salinen des Waadtlandes. Er weist hin auf den Vorzug, den die Exzellenzen von Bern der Lösung des Experten Joachim Friedrich von Beust aus Sachsen gaben, im Herzen der Mine von Bex einen vertikalen Schacht zu graben um an ein angebliches « Mutter von Salz » zu gelangen. Im Gegensatz zur von Isaac Gamaliel de Rovéréa vorgeschlagenen Methode einer horizontalen Galerie, um mit der Technik der « Versenkung » an das Salzwasser zu kommen. Obwohl von Beust die Gradierwerke durch Mechanisierung verbessert hat, erwähnt Albrecht von Haller die vielen Schwierigkeiten und bevorzugt die Verdunstung durch die Sonne und empfiehlt künstliche Salzwiesen.

Der Berner Oberhauptmann der Salzminen, François Samuel Wild überliefert uns in seinem 1788 veröffentlichten Essai sur la montagne salifere du Gouvernement d’Aigle eine explosive Vergleichs-Analyse über den Beitrag, die Irrtümer, die Fähigkeiten und die Motivationen der nationalen und ausländischen Experten. Wild behauptet, dass die von den deutschen und österreichischen Experten angewandte Technik der Versenkung den Salzgehalt der Salzquellen verringert hat. Von den guten Absichten der fremden Experten überzeugt, weist er auf die nötigen Ortskenntnisse hin, für die sie weder genügend Zeit nehmen noch eine Langzeit-Vision haben : nach ihm ist ihr Ziel, die Vorzüge anzupreisen die zu ihrem aktuellen Vermögen führen. François Samuel Wild erkennt Joachim Friedrich von Beust als Vater der modernen Graduation und als Reformator der Salinen an, bedauert aber das ihm entgegen gebrachte blinde Vertrauen. Er zitiert als Beispiel den vertikalen Brunnen den von Beust in Bex gegraben hat, in der Hoffnung 1/8 des Endprodukts der entdeckten Quellen zu bekommen, nachdem er die Zahlen der Idee von Isaac Gamaliel de Rovéréa (eine horizontale Galerie) erhöht hatte mit der Absicht, sein Projekt zum Scheitern zu bringen. Wild bedauert auch, dass von Beust die Aufgabe der Saline am Ufer der Rhone, obwohl ideal als zentrale Saline geeignet, befürwortete. François Samuel Wild, beeinflusst von deutschen Modellen, restrukturiert die Saline der Exzellenzen von Bern. 1794 zeigt er den Sabotage-Versuch von Johann Sebastian Clais (Salinenoberkommissar der bayrischen Salinen) an den Pfannen der neuen Saline von Devens-über-Bex an. Voller Wut engagiert Wild sich 1798 bei der Waadtländischen Revolution. Er stellt zwei Minen-Kompanien auf, um die Gouvernement von Aigle von der Berner Besetzung zu befreien. 210 Jahre später wird der Salzwanderweg eingeweiht. Den Holzrohrleitungen folgend, in denen das Salzwasser von der Quelle der Mine in Panex bis zur Saline von Devens floss, ermöglicht er uns, die Anfänge und die Entwicklung der Mine und Saline des Waadtlandes bis heute wieder zu entdecken.